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Akustik Gitarre Magazine August/September 2021

Akustik Gitarre Magazine August/September 2021

17.08.2021    

Von Harald Wittig


Das Glückskleeblatt

Eos Guitar Quartet  · Das Schweizer Gitarrenquartett gehört zu den besten Ensembles seiner Art. Zum 30-Jährigen hat das Glückskleeblatt ein ganz besonderes Projekt realisiert.

 

Gitarrenquartette gibt es nicht viele, Weltklasse-Ensembles lassen sich an einer halben Hand abzählen. Fraglos gehört das Eos Guitar Quartet aus Zürich, das sich nach der griechischen Göttin der Morgenröte benannt hat, zu den Spitzenrepräsentanten dieser Besetzung. Die erste Veröffentlichung des Quartetts erschien vor 30 Jahren, 1991 in der Besetzung Marcel Ege, Martin Pirktl, David Sautter und Michael Winkler. 2013 trat Martin Pirktl aus, seitdem spielt der gebürtige Argentinier Julio Azcano im Eos Guitar Quartett, das bei gleichbleibend hohem Spielniveau mit seinem außergewöhnlichen Repertoire nicht nur Klassik-Puristen begeistert. Denn das Glückskleeblatt hat sich stets als offenohrig für die Musik der Welt erwiesen – die zahlreichen Veröffentlichungen wie das Album '20 +', das Kompositionen von Ralph Towner, John McLaughlin, Egberto Gismonti und Paco de Lucía in überragenden Arrangements und Interpretationen präsentiert. Das aktuelle Projekt der Schweizer nennt sich „El alma de Paco“, ist rechtzeitig zum 30-Jährigen des Quartetts erschienen und stellt eine Hommage an Paco de Lucía dar, den die Musiker sehr verehren. Über dieses Projekt verrät ein bestens gelaunter Michael Winkler im Gespräch alles Wissenswerte. 


Fein Michael, dass Du Zeit für ein Gespräch gefunden hast. Lass' uns direkt einsteigen. Worum geht es bei Eurem Paco-Projekt?

Paco war der Beste. Da sind wir uns einig. Wir kannten ihn und hatten in, wenn er in Zürich war, oft besucht. Als er starb, war das ein Schock für uns. Die Musikwelt ohne ihn? Unvorstellbar. Wir entschieden uns dann, ihm unsere Ehre zu erweisen und dieses Album zu konzipieren. Wie der Titel, der übersetzt „Die Seele von Paco“ andeutet, sollte das Projekt keine Paco-Stücke enthalten, sondern Werke anderer Komponisten, die ihn, den Meister, ehren. Wir fragten also bei verschiedenen Komponisten an, ob sie ein Stück für uns und dieses Projekt schreiben könnten. Diese neuen Werke kombinierten wir mit Eigenkompositionen von Marcel und David sowie Arrangements von Manuel de Falla. Dessen Musik hatte Paco sehr verehrt und selbst auf seine Art interpretiert, weswegen die De Falla-Arrangements das Programm bestens abrunden.

 

Wer hat denn für dieses Projekt geschrieben?

Der Flamencogitarrist und Komponist José Antonio Rodríguez schrieb uns ein langes, dreisätziges Stück, das dem Flamenco am Nächten steht und passgenau mit 'El alma de Paco' betitelt ist. Dann hatten wir einmal mehr das Glück, dass auch Leo Brouwer – er selbst ist bekennender Paco-Fan – für uns ein eine ebenfalls dreisätzige Komposition verfasste. Leo nimmt darin Bezug auf Pacos Album „Live in America“ und verarbeitet Motive aus der Rondeña 'Mi Niño Curro'. Es ist aber ein genuines Brouwer-Werk, das ins seiner Klangsprache mit Anklängen an Pacos Musik und Flamenco-Techniken spricht.

 

Ist Brouwers Stück schwer zu spielen? Wie lange braucht Ihr generell, um neue Stücke einzustudieren?

Ja, es ist sehr schwer und wir nehmen uns immer viel Zeit. Es gibt nichts Schlimmeres, als frische Musik schnellstmöglich auf die Bühne zu bringen oder aufzunehmen. Wir machen das immer in Ruhe, erarbeiten solche Werke sehr sorgfältig, lassen uns Zeit, bis wir ganz bei der Musik und sie in uns ist. Im Falle von Leos Komposition waren es rund eineinhalb Jahre Studierzeit, bis wir es 2019 zur Uraufführung brachten.

 

Der dritte berühmte Musiker im Komponistenreigen ist John McLaughlin. Wie habt Ihr es geschafft, dass er, immerhin ein Weltstar, für Euch etwas schreibt?

John hatte uns bereits zum 20-Jährigen ein Stück, 'Lighthouse', gegeben. Seitdem sind wir in Kontakt. Tatsächlich antwortet mir John immer sofort, wenn ich ihm eine Mail schreibe. Er ist so eine liebe Seele. Als ich ihm von diesem Projekt erzählte, war er sehr schnell dabei. Er hatte nämlich ein Stück, es heißt 'Soñando con el sonido', das er für Paco und sich komponiert hatte. Er schrieb: „Dann verlor ich Paco und legte es weg, denn wer hätte es spielen sollen?“ Er erklärte sich bereit, uns 'Soñando con el sonido' zu überlassen – übrigens kostenlos – und schickte uns die Partitur. Julio machte dann eine Bearbeitung für unsere Besetzung. Johns Stück schließt das Album ab. Er hat es inzwischen übrigens gehört und ist voll des Lobes.

 

Alle Achtung. Ihr habt auch noch Gäste auf dem Album: Die grandiose Flamenco-Sängerin Carmen Linares ist auf zwei Stücken zu hören. Hinzu kommt der exzellente Perkussionist Ricardo Espinosa, der in der Flamenco-Szene ebenfalls ein ganz Großer ist. Mit beiden arbeitet Ihr schon länger zusammen?

Mit Carmen seit 1999 und auch Ricardo kennen wir schon lange. Beide sind wunderbare Musiker, die dieses Album um ihre Farben kongenial anreichern, sodass das Projekt auch mit der Seele des Flamenco atmet. Allerdings konnten wir wegen der Pandemie nicht zusammen aufnehmen. Carmen und Ricardo sangen beziehungsweise spielten ihre Parts in einem Studio in Madrid ein. Das hat aber bestens geklappt und schon das Premaster hat uns allen gefallen. 


Stichwort Produktion: Wo habt Ihr aufgenommen?

Wir hatten das Riesenglück, im großen Saal des SRF (Schweizer Radio und Fernsehen) aufnehmen zu können. Sie gewährten uns vier Tage einschließlich Tonmeister – fantastisch. Dieser Saal wurde in den 1950er-Jahren gebaut und hat eine überwältigende Akustik. Du kannst auch den leisesten Ton klar hören, die Klanggestaltung in einer solchen Umgebung ist das reine Vergnügen. Wir haben allerdings nicht das ganze Album im SFR aufnehmen können. Den Rest nahmen wir in den Hardstudios mit Moritz Wetter auf. Der ist ein herausragender Tonmeister, dem wir blind vertrauen können. Er kennt den SRF Saal bestens und konnte den Klang perfekt nachbilden. Dabei war das Einspielen im trockenen Aufnahmeraum, noch dazu mit Abstand und Maske, schon gewöhnungsbedürftig.

 

Habt Ihr eigentlich auch Flamenco-Gitarren eingesetzt?

Ja, haben wir. Beim Brouwer beispielsweise, wo wir den Flamenco-Klang mit dem Sound unserer Konzertgitarren mischen. Beim Rodriguez spielen wir ausschließlich Flamenco-Gitarren, ebenso bei den Stücken von Marcel und David. Die Auswahl haben wir spontan getroffen.

 

Grundsätzlich bevorzugt ihr traditionell gebaute Gitarren?

Genau – keine Doubletops, denn Lautstärke und Gitarre, die eben ein leises Instrument ist, passen nicht zusammen. Wir pflegen auch die spanische Technik und machen viel Apoyando. Der moderne Tirando-Stil ist ehrenwert und für polyphone Solowerke sicher optimal. Um aber im Quartett eine Melodiestimme hervorzuheben, ist das Apoyando bestens geeignet. Außerdem ist das der spanische Klang. Die spanische Seele sozusagen.


Womit sich der Kreis sehr schön schließt. Vielen Dank für das schöne Gespräch.

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