kritiken![]() orchestergraben.com, Mai 2217.05.2022Album-Review: Eos Guitar Quartet – El alma de Paco https://orchestergraben.com/album-review-eos-guitar-quartet-el-alma-de-paco/ Der Gitarrist John Mc Laughlin wollte sein Stück „Soñando con el sonido“ ursprünglich seinem musikalischen Gefährten Paco de Lucia widmen, der aber im Jahr 2014 verstarb. Aber es standen andere berufene Musiker bereit, um das Erbe dieses Jahrhundertgitarristen weiter leben zu lassen: Im Jahr 1988 vereinten sich in Zürich die Gitarristen Marcel Ege, Martin Pirktl, David Sautter und Michael Winkler zum Quartett und benannten sich nach Eos, der griechischen Göttin der Morgenröte – Eos Guitar Quartet. Im Jahr 2013 trat Martin Pirktl aus dem Quartett aus und wurde durch den aus Argentinien stammenden Gitarristen Julio Azcano ersetzt. Wenn das Eos Guitar Quartet im Jahr 2021 ein neues Album in diesem Geiste vorlegt, dann ist der Erfahrungshorizont viel zu weit und lebendig, als dass ein Epigonentum befürchtet werden müsste – definieren die EOS-Saitenzauberer doch den „State of The Art“ beim Ensemblespiel mit vier gleichberechtigten Akustikgitarren. Das macht das vorliegende Album unmissverständlich hörbar. Musikalische Ideen Paco de Lucias werden ins Heute überführt und leben auch in Stücken anderer Komponisten, ebenso in Eigenkreationen der Bandmitglieder. Wenn Marcel Ege einschlägigen Flamenco-Tanzstilen zu Leibe rückt, erwächst daraus eine aufregende Formensprache, die zugleich uralte Formen von Bulería oder Seguiriya neu bekräftigt. Auch Tanzstücke von Manuel de Falla bekommen im Spiel dieses Quartetts eine individueller Lesart. Das Eos Guitar Quartet ist profiliert genug, dass viele lebende Komponisten exklusiv an diese vier Musiker denken, wenn sie etwas neues kreeiren – etwa der Kubaner Leo Brouwer, der mit seiner dreiteiligen Suite „El quejo del poeta duende“ einmal mehr Paco de Lucia gedenkt. Eos Guitar Quartet mit starken Rhythmen
Stolz, Ernst, tiefe Konzentration, formale Logik und grenzenlose Spiellust – das Eintauchen in diese hypnotisch-virtuose Musik könnte wohl noch viele Superlative mehr rechtfertigen. Bei all dem erweist sich dieses Weltklasse-Gitarrenquartett aus der Schweiz als unbestechlich, wenn es um musikalische Wahrheit geht. |