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orchestergraben.com, Mai 22

orchestergraben.com, Mai 22

17.05.2022    

Album-Review: Eos Guitar Quartet – El alma de Paco

Stefan Pieper
17. Mai 2022

https://orchestergraben.com/album-review-eos-guitar-quartet-el-alma-de-paco/

Der Gitarrist John Mc Laughlin wollte sein Stück „Soñando con el sonido“ ursprünglich seinem musikalischen Gefährten Paco de Lucia widmen, der aber im Jahr 2014 verstarb. Aber es standen andere berufene Musiker bereit, um das Erbe dieses Jahrhundertgitarristen weiter leben zu lassen: Im Jahr 1988 vereinten sich in Zürich die Gitarristen Marcel Ege, Martin Pirktl, David Sautter und Michael Winkler zum Quartett und benannten sich nach Eos, der griechischen Göttin der Morgenröte – Eos Guitar Quartet. Im Jahr 2013 trat Martin Pirktl aus dem Quartett aus und wurde durch den aus Argentinien stammenden Gitarristen Julio Azcano ersetzt.
Im Jahr 1980 nahmen die Gitarristen John Mc Laughlin, Paco de Lucia und Al die Meola ihr Livealbum „Friday Night in San Francisco“ auf – und definierten damit den Maßstab für Akustikgitarren-Spiel in mehrköpfiger Formation im Spannungsfeld zwischen Flamenco und Jazz.

Wenn das Eos Guitar Quartet im Jahr 2021 ein neues Album in diesem Geiste vorlegt, dann ist der Erfahrungshorizont viel zu weit und lebendig, als dass ein Epigonentum befürchtet werden müsste – definieren die EOS-Saitenzauberer doch den „State of The Art“ beim Ensemblespiel mit vier gleichberechtigten Akustikgitarren. Das macht das vorliegende Album unmissverständlich hörbar.
Ausgehend von alten und neueren andalusischen Stilistiken und getragen von einem improvisatorischen Flamenco-Begriff, geraten vier Instrumente in einen Wettstreit, dialogisieren miteinander, vereinen sich expressiv und eröffnen weite, oft spannungsvoll aufgeladene Klangräume. Homogen, ausgewogen und symmetrisch ist alles auf Höchstlevel in Sachen spielerischer Perfektion. Aber die kraftvolle Rhetorik mit ihren Betonungen und Sforzati hat doch noch viel mehr als dies zu sagen.

Musikalische Ideen Paco de Lucias werden ins Heute überführt und leben auch in Stücken anderer Komponisten, ebenso in Eigenkreationen der Bandmitglieder. Wenn Marcel Ege einschlägigen Flamenco-Tanzstilen zu Leibe rückt, erwächst daraus eine aufregende Formensprache, die zugleich uralte Formen von Bulería oder Seguiriya neu bekräftigt. Auch Tanzstücke von Manuel de Falla bekommen im Spiel dieses Quartetts eine individueller Lesart. Das Eos Guitar Quartet ist profiliert genug, dass viele lebende Komponisten exklusiv an diese vier Musiker denken, wenn sie etwas neues kreeiren – etwa der Kubaner Leo Brouwer, der mit seiner dreiteiligen Suite „El quejo del poeta duende“ einmal mehr Paco de Lucia gedenkt.

Eos Guitar Quartet mit starken Rhythmen


Aber der Rahmen wird hier noch ausgeweitet: Die treibende Motorik des Flamenco-Rhythmus verstärkt der Perkussionist Ricardo Espinosa wechselweise auf der Cajon und mit Füßen sowie Händeklatschen. Gekrönt wird das neue Album „El alma de Paco“ durch eine der authentischsten Stimmen, welche die heutige Flamenco zu bieten hat: Sängerin Carmen Linares bereichert diesen Tonträger in mehreren Stücken, unter anderem in einer Komposition des Bandmitglieds David Sautters nach Texten von Fréderico Garcia Lorca. Flamenco und die Seelenabgründe in Garcia Lorcas Texten – das gehört sowieso zusammen. Als eindringliche Mittlerin ist wohl kaum jemand besseres als Carmen Linares denkbar.

Stolz, Ernst, tiefe Konzentration, formale Logik und grenzenlose Spiellust – das Eintauchen in diese hypnotisch-virtuose Musik könnte wohl noch viele Superlative mehr rechtfertigen. Bei all dem erweist sich dieses Weltklasse-Gitarrenquartett aus der Schweiz als unbestechlich, wenn es um musikalische Wahrheit geht.


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